KIRCHENJAHR:
10. Sonntag nach Trinitatis: Israelsonntag
Den Israel-Sonntag gibt es in der Evangelischen Kirche seit dem 16. Jahrhundert – also letztlich von Anfang an. Er bezieht sich auf den jüdischen Gedenktag des 9. Aw, an dem die Juden der Zerstörung der beiden Tempel in Jerusalem – des 1. Tempels 587 v. Chr. durch die Babylonier und des 2.Tempels im Jahre 70 n. Chr. durch die Römer - gedenken.
Die Bedeutung des Israelsonntags hat sich sehr verändert: er war im 16. Jahrhundert eingeführt worden, um der Zerstörung Jerusalems als Gericht und Strafe Gottes zu gedenken, weil die Mehrheit der Juden in Jesus nicht den Messias erkannt habe.
Im 19. Jahrhundert wurde dieser Sonntag zum Tag der Judenmission.
In den Jahren 1918 bis 1933 wurde der Israelsonntag, ehemals Judensonntag oder Jerusalemsonntag, immer wieder zu einem Forum für antisemitische Stimmen innerhalb der evangelischen Kirche.
Erst nach dem 2. Weltkrieg und dem Völkermord des Holocaust wurde sich die Kirche ihrer Judenfeindschaft, ihres Antijudaismus und Antisemitismus bewusst. Heute dient der Israelsonntag der Besinnung auf die jüdischen Wurzeln und auf die Beziehung zwischen Christen und Juden. Mit Beginn der sechziger Jahre konnte die Kirche den Israelsonntag dem christlich-jüdischen Dialog öffnen.
Wie wichtig dieses Thema in der Evangelischen Kirche geworden ist, zeigt sich auch daran, dass es kein anderes Thema gibt, zum dem die EKD drei Grundsatzerklärungen verabschiedet hat, die letzte im Jahr 2000. Von der Judenmission hat sich die Evangelische Kirche darin verabschiedet. Sie anerkennt, dass das Judentum ein eigenes Verhältnis zu Gott hat und dass es vor ihr bei Gott war.
Die Lesungen an diesem Sonntag stehen bei Lukas im 19. Kapitel, im Römerbrief im 11. Kapitel und im 2. Buch der Könige im 25 Kapitel.