KIRCHENJAHR:

Kirchenjahreskreis
 
 
 
 
 
 
 
 

O S T E R F E S T

Auferstehung, Matthias Grünewald, Isenheimer Altar
Ostern ist neben Pfingsten das älteste und höchste Fest der Christenheit und ist die jährliche Gedächtnisfeier des Todes und der Auferstehung Jesu, der nach christlicher Überlieferung als Sohn Gottes den Tod überwunden hat (1. Korinther 15,3-5).
 
Da nach dem Zeugnis des Neuen Testaments die Heilsereignisse in eine Pessach-woche (lateinisch: pascha; von hebräisch: pessach) fielen, ist Ostern ein bewegliches Fest. Somit bestimmt der Termin dieses jüdischen Hauptfestes auch das Osterdatum: Ostern wird immer am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond gefeiert und fällt daher frühestens auf den 22. März und spätestens auf den 25. April.
 
Der im Deutschen gebräuchliche Name Ostern ist altgermanischen Ursprungs und hängt etymologisch wohl zusammen mit der Himmelsrichtung „Osten“, dem Ort der auf-gehenden Sonne, die im Christentum als Symbol des auferstandenen und wieder-kehrenden Christus gilt.
Das Herkunftswörterbuch von Duden leitet das Wort vom altgermanischen *Austrō > *Ausro für „Morgenröte“ ab, das eventuell ein germanisches Frühlingsfest bezeichnete und sich im Altenglischen zu *Ēostre, *Ēastre, im Althochdeutschen zu ôstarun fortbildete. Der Wortstamm ist mit altgriechisch ēōs „Sonne“ und lateinisch aurora verwandt, die ihrerseits weitere Sprachen beeinflusst haben.
Wegen der Entdeckung des leeren Grabes Jesu „früh am Morgen, als eben die Sonne aufging“ (Mk. 16,2) wurde die Morgenröte in der Christenheit zum Symbol der Auf-erstehung.
Die Canones Hippolyti (um 350) gaben daher für die Osternacht die Weisung: „Niemand soll in dieser Nacht schlafen, sondern wach bleiben bis zur Morgenröte“.
Dies knüpfte an die biblische Exodustradition der Israeliten in der Nacht des „Vorübergehens“ (hebräisch Pessach, englisch passover): „Eine Nacht des Wachens war es für den Herrn, als er sie aus Ägypten herausführte. Als eine Nacht des Wachens zur Ehre des Herrn gilt sie den Israeliten in allen Generationen.“ (Ex. 12,42).
 
Die neutestamentliche Osterüberlieferung wird im Kern auf die Jerusalemer Urgemeinde zurückgeführt. Sie begann mit dem emphatischen Jubelruf, der bis heute viele Oster-gottesdienste weltweit eröffnet (Lk. 24,34):"Der Herr ist wahrhaftig auferstanden ... (und dem Simon erschienen)!"
Nach dem Neuen Testament ist Jesu Auferweckung exklusive Tat Gottes und wurde von
keinem Menschen beobachtet. Erst ihre Folgen werden für seine ersten Nachfolger als
wahrnehmbar beschrieben.
 
Nach dem wohl frühesten christlichen Glaubensbekenntnis wurde Jesus am „dritten Tag gemäß der Schrift“ von den Toten erweckt (1. Kor 15,3-4). Diese Angabe bezieht sich zum einen auf die Entdeckung des leeren Grabes am „ersten Tag der Woche“ (Mk. 16,2; Mt. 28,1; Lk. 24,1; Joh. 20,1) und die Jesuserscheinung vor einigen seiner Jünger am Abend desselben Tages (Lk. 24,21).
 
Die Lesungen an den Ostertagen sind Verse aus dem Matthäus-, Markus- und Lukasevangelium: Mt.28,1-10; Mk.16,1-8; Lk. 24,13-35 sowie dem Brief des Paulus an die Korinther und Römer (Taufgedächtnis): 1. Kor. 15,1-20; Röm. 6,3-11.
 
 
 

Die Sonntage nach Ostern

Quasimodogeniti (1. Sonntag nach Ostern)
 
Der Name für den ersten Sonntag nach Ostern kommt vom einst auf
lateinisch gesungenen Introitus aus dem 1. Petrusbrief, Kap. 2, Vers 2:
„Quasi modo geniti infantes, Halleluja, rationabile, sine dolo lac concupiscite“,
zu Deutsch: „Wie die neugeborenen Kindlein seid begierig
nach der vernünftigen, lauteren Milch.“
 
 
Misericordias Domini (2. Sonntag nach Ostern)
 
Der Name dieses zweiten Sonntags nach Ostern leitet sich ab vom
Beginn des heute nicht mehr üblichen lateinischen Introitus, der aus
dem Vers 5 des 33. Psalms stammt: „Misericordias Domini plena est
terra“, zu Deutsch: „Die Erde ist voll der Barmherzigkeit des Herrn.“
 
 
Jubilate (3. Sonntag nach Ostern)
 
ist der dritte Sonntag nach Ostern. Sein Name stammt vom Beginn des
lateinischen Introitus: „Jubilate Deo, omnis terra!“ Mit diesen Worten
beginnt der erste Vers des Psalms 66: „Jauchzet Gott, alle Lande!“
 
 
Kantate (4. Sonntag nach Ostern)
 
ist der Name des vierten Sonntags nach Ostern und erklärt sich aus
Vers 1 des 98. Psalms, der früher als Introitus gesungen wurde: „Cantate
Domino canticum novum, quia mirabilia fecit!“ Auf Deutsch: „Singt
dem Herrn ein neues Lied, denn Wunderbares hat er getan!“
 
 
Rogate (5. Sonntag nach Ostern)
 
heißt übersetzt „betet“. Der Name dieses fünften Sonntags nach Ostern
rührt von den Bittumgängen her, die in vergangener Zeit (und manchenorts
noch heute) auf den Feldern für eine gute Ernte vollzogen
wurden. Diese Bittumgänge begannen am Sonntag Rogate und wurden
in der damit beginnenden Woche fortgeführt.
 
 
Exaudi (6. Sonntag nach Ostern)
 
ist im Kirchenjahr der sechste Sonntag nach Ostern und wird so genannt
nach dem Beginn des lateinischen Introitus, der in Psalm 27, Vers 7
steht: „Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te; miserere mei,
et exaudi me!“ Auf Deutsch: „Herr, höre meine Stimme, mit der ich
Dich anrufe! Sei mir gnädig und erhöre mich!“