Geschenke

Mit dem Stall fingen auch die Geschenke an. Die meisten Geschenke bekam ich als Kind zu Weihnachten. Am Geburtstag gab es zwar auch Geschenke, aber die fielen bescheidener aus als die am Heiligen Abend. Kein Wunder, dass ich mich auf Weihnachten, den Stall und die Lichter immer besonders freute.
 
Mittlerweile weiß ich, dass das so eine Sache ist mit den Geschenken zum Weihnachtsfest. Für viele ist der Brauch mehr eine Last als eine Lust. Der österreichische Dichter Karl Heinrich Waggerl (1897-1973) sprach sicher zahllosen Menschen aus der Seele, als er sagte:
„Einer unter den Weihnachtsbräuchen, und eigentlich der freundlichste von allen, ist mir nach und nach zu einem Alpdruck geworden, nämlich die Sitte des Schenkens. Nicht, dass ich etwa ein Ausbund an Geiz und Habsucht wäre, aber in jedem Jahr stelle ich eine umständliche Rechnung an, weil ich mir nicht erklären kann, wie das zugeht, dass Jedermann so viel schenken muss und selber so wenig bekommt.“
Damit nicht genug. Die Sache hat noch weitere Tücken. Viele Menschen wissen schlicht nicht, was sie einander schenken sollen. In ihrer Ratlosigkeit greifen sie stets aufs Neue zu den gleichen Dingen: Eine Krawatte für den Mann, ein Parfüm für die Frau. Immer beliebter werden Geschenkgutscheine. Wenn nach Weihnachten die Geschäfte genauso voll sind wie vor dem Fest, geht es nicht nur um Umtausch, sondern auch um das Einlösen der Gutscheine.
 
Die in der Theorie so schöne und in der Praxis oft so schwierige Sitte des weihnachtlichen Schenkens hat ihren Ursprung in der Bibel. Von den Weisen aus dem Morgenland wird erzählt, dass sie in den Stall kamen und dem neugeborenen Kind Geschenke brachten: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Der Evangelist Matthäus erzählt im 2. Kapitel, dass die Geschenke der Weisen Ausdruck ihrer großen Freude waren und ihrer Verehrung für das göttliche Kind.
 
In Erinnerung an die Weisen aus dem Morgenland ziehen in diesen Tagen des neuen Jahres Kinder, Sternsinger, durch unsere Straßen und Häuser. Auch wir werden das mit dem Kinderkreis unserer Gemeinde tun. Wir bringen ein Lied zu den Menschen: Licht der Liebe. Wir haben auch noch selbstgebackene Plätzchen übrig, die wir verschenken.
Das Wichtigste aber, was wir bringen, ist der Segen: Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus. Das ist ein Geschenk, das wichtiger und wertvoller ist als alle anderen Geschenke zu Weihnachten. Und das ist ein Geschenk, das in jedem Fall passt.
 
Ich wünsche Ihnen allen diesen Segen unseres Herrn. Ein gesegnetes neues Jahr!
 
Hans-M. Kischkewitz, Pfarrer in Boock